Montag, 21. März 2016

Rezension | "Mein bester letzter Sommer" von Anne Freytag

Heyne fliegt | Hardcover | 368 Seiten | 14,99 € | 08.03.2016 | 978-3-453-27012-1

"Das, was mir am meisten leidtut, ist, dass ich erst sterben musste, um zu verstehen, wie wunderbar das Leben sein kann." // Seite 182

 



Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …



Der Klappentext hat mich auf ein gefühlvolles, emotionales Buch hoffen lassen. Und auch wenn ich mit relativ großen Erwartungen an Mein bester letzter Sommer herangegangen bin, so wurden diese trotzdem noch um einiges übertroffen.

Tessa hat es mir ab der ersten Seite leicht gemacht. Ihr Art zu handeln und ihre Denkweise haben mich sehr stark an mich selbst erinnert, was es mir von der ersten Zeile an ermöglicht hat, mich mit ihr zu identifizieren und mit ihr mitzufühlen. Eine perfektionistische Zukunft, nach Oxford gehen, einen Jungen kennen lernen; Tessa hat für alles einen Plan. Der ab dem Moment keine Rolle mehr spielt, als sie erfährt, dass sie nicht mehr viel Zeit zu leben hat. Sie hat sich damit abgefunden, dass sie sterben wird, trotzdem verbringt sie ihre Tage alleine in ihrem Zimmer voller Selbstmitleid und Wut auf ihre Familie und Freunde.

Oskar dagegen, der es nicht nur schafft, Tessa aus ihrem Zimmer zu locken und mit ihr zusammen nach Italien zu fahren, gibt ihrem kurzem Leben einen Sinn, schenkt ihr Liebe und erfüllt ihr ein paar ihrer sehnlichsten Wünsche – was ihn auf einem direkten Weg in mein Herz gebracht hat. Für seine vollkommene, unbedarfte und unbeschwerte Liebe für Tes, seinen liebevollen Umgang mit ihr, die richtigen Worte zur richtigen Zeit und sein unvoreingenommenes Verhalten habe ich sehr oft grenzenlosen Respekt, aber auch so viel Mitleid empfunden. Gerne hätte ich ihn beschützt vor dem, was auf ihn zukommt und was er noch durchleben muss.

Tessa und Oskar kamen mir dabei wie meine zwei besten Freunde vor – beide bereit, ihre Geschichte mit mir zu teilen. Und vermutlich war ich zum Schluss auch deswegen so traurig, als ich das Buch zugeklappt habe und die Geschichte so geendet hat, wie sie eben enden musste. Ich war mitgenommen vom Schicksal der beiden jungen Liebenden und wahnsinnig hoffnungslos, so stolz auf Tessas Entwicklung und dass sie trotz allem doch glücklich war, aber auch so mitfühlend und bedauernd Oskars Zukunft gegenüber.

Die Geschichte selbst erschien mir wie eine lange Achterbahnfahrt. Ein Hin und Her zwischen grenzenloser Liebe, unendlichem Glück, beneidenswerter Geborgenheit, unfassbarer Freiheit und lähmender Angst, mitreißendem Schmerz, quälender Hoffnung und aussichtslosem Tod. Für mich war es definitiv keine leichte Kost, keine einfache Wochenend-Lektüre, sondern ein Buch zum Nachdenken, ein Buch, das dazu animieren soll, sich bewusst zu werden, dass das Hier und Jetzt zählt, dass man Wünsche und Träume auch gerne im Jetzt verwirklichen darf und dafür nicht immer auf die Zukunft warten muss oder sogar darf. Wie oft haben wir uns schon vorgenommen, bewusster und unbeschwerter zu leben?

Das Cover hat mir von Anfang an gut gefallen, aber jetzt, da ich die Geschichte rund um Teskar gelesen habe, gefällt es mir sogar noch besser, weil die Elemente alle einen Sinn ergeben. Auch die Innengestaltung empfinde ich als besonders liebevoll und harmonisch; vor allem die Krabbe und der Stoffhase, die verdeutlichen aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird, die Teskar-Playlist und die Route, die die beiden quer durch Italien führt.

Anne Freytags Schreibstil war flüssig, sehr angenehm und wunderschön. Die bildliche, philosophische Sprache hat mir gezeigt, dass sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit Emotionen umgehen kann und, dass sie es problem- und mühelos schafft, diese auch auf den Leser zu übertragen. Das hat es mir schwer gemacht, mich auf drei Zitate zu beschränken. So gerne hätte ich mehrere Stellen herausgeschrieben und Sätze zitiert, die mich berührt haben.



Bisher hat mich keine Geschichte so berührt, so zum Weinen gebracht und mich so nachdenklich zurückgelassen. Ich habe kein Buch in meinem Schrank stehen, das ich ein zweites Mal lesen würde (obwohl ich sehr viele gute Bücher habe), aber von Tessa und Oskar würde ich mich ein zweites Mal mitziehen lassen und mit ihnen zusammen Italien bereisen, einfach alleine nur um Tessa wieder lebendig werden zu lassen. Anne Freytag hat meiner Meinung nach ein großartiges Werk geschaffen und mir ein wirklich sehr besonderes Lesehighlight geschenkt.



"Das Problem mit dem Tod ist, dass er einem nie gelegen kommt. Er lauert wie ein Dieb in der Nacht, getarnt und lautlos." // Seite 159 
"Früher habe ich mein Leben totorganisiert. Jetzt organisiere ich meinen Tod." // Seite 19

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Habt ihr das Buch auch schon gelesen?
Wie fandet ihr es?
Oder steht es vielleicht auf eurem Wunschzettel?
Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag.


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