Kiepenheuer&Witsch | eBook | 352 Seiten | 12. November 2015 | 978-3462048285
"Ich war erschüttert von der Gnadenlosigkeit des archaischen Aktes des Verscharrens, erschüttert von der unumstößlichen Grausamkeit, meinen Bruder in einer Kiste unter der Erde zu wissen." // eBook Seite 31
Die einzelnen Facetten, die dieses Buch zu bieten hat, fand ich recht überzeugend, schließlich ist es eine Biographie, die mich interessiert hat. Der Tod des Bruders, die Frage, ob Medizinstudium oder Schauspielschule, der Einzug bei den Großeltern mit ihrem absonderlichen Verhalten und merkwürdigen Tagesplänen, die Überforderung hinsichtlich seiner Berufswahl. Das alles hörte sich großartig an, nach viel Potenzial, einigem an Lebenserfahrung und Zweifel, aber trotzdem habe ich mich fast durchgängig gelangweilt. Die Geschichte konnte mich nicht wirklich berühren oder ansprechen.
Schuld daran sind nicht die Personen, die im Leben von Joachim eine Rolle spielen (seine Großeltern haben doch eine gewisse Würze in die Geschichte gebracht), auch nicht unbedingt der Schreibstil. Es passierte mir in dem Buch einfach viel zu wenig. Es hatte für mich leider kaum Unterhaltungswert. Die ständigen Wiederholungen des Tagesablaufs der Großeltern, das ständige Hadern mit sich selbst, die ständige Frage, warum die Schauspielschule ihn bei seinen miserablen Leistungen nicht einfach rauswirft bzw. warum er nicht selbst geht, wenn er sich mit der Schauspielerei nicht besonders wohl fühlt. Das alles war für mich eine ständige Wiederholung der gleichen Problematik, ohne, dass daraus ernsthafte Konsequenzen oder Veränderungen gezogen wurden. Ebenso die Komik – von der in vielen anderen Rezensionen gesprochen wird – konnte mich nicht wirklich packen. Manchmal wirkte sie mir sogar zu aufgesetzt (gerade im Bezug auf den Tod des Großvaters).
Das positive an der Geschichte war die Moral, die trotz der biografischen Darstellung doch recht deutlich hervortrat. Mit dem Verlust eines geliebten Menschen geht jeder anders um. Jeder hat seine eigene Art und Weise den Tod zu verarbeiten und einen Weg zu finden, damit zu leben. Jedoch ist es meist keine gute Entscheidung, Gefühle wie Trauer und Kummer zur Seite zu schieben, sie zu verdrängen, statt sie zu verarbeiten. In Joachims Fall hat ihn das gebremst, in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung, aber auch in seinem Selbst(wert)gefühl.
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Vielen Dank an den KiWi Verlag für das Rezensionsexemplar!
Habt ihr Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
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