Montag, 3. Oktober 2016

Rezension | "Asphaltseele" von Gregor Weber

Heyne Hardcore | Broschiert | 240 Seiten | 12. September 2016 | 978-3-453-27020-6

"Aber in ihrer Erinnerung wird dies der letzte Tag gewesen sein, an dem sie sich frei und unbesiegbar fühlten." // Seite 7


 
Sie müssen diesen Bullen nicht mögen – aber Ruben Rubeck ist einer von den Guten!
»Mein Name ist Ruben Rubeck. Ich bin siebenundvierzig, sehe aus wie siebenundfünfzig und fühle mich manchmal wie siebenundachtzig. Geschieden, kinderlos und Kriminalkommissar, was in meinem Alter ein lächerlich niedriger Dienstgrad ist, aber das geht mir am Arsch vorbei. Ich komme zurecht. Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist mein Revier. Viele denken, ich würde da wohnen, weil es bei mir für mehr nicht reicht, weil ich mich im Dreck wohlfühle und mit meinem Gesicht sowieso nirgends sonst in Frankfurt eine Wohnung bekäme, aber das stimmt nicht. Ich hab’s einfach gerne nah zur Arbeit.«

 
Asphaltseele ist ein Thriller, den ich so niemals erwartet hätte. Aufmerksam auf das Buch bin ich durch den Autor geworden, dessen Geburtstort Saarbrücken ist und mir auch als Schauspieler vom Saarländischen Tatort bekannt ist (bitte keine Diskussionen :D). Ich war sehr interessiert an diesem Buch, obwohl ich wusste, dass es sich nicht um einen Saarland-Krimi handelt, sondern der Handlungsort Frankfurt ist. Ich habe mich sehr gefreut; schwer gefallen ist mir die Bewertung trotzdem.

Auch wenn ich den Plot an sich spannend fand und ich mich schnell an den doch etwas ausgefallenen Schreibstil gewöhnt habe, so hatte ich doch so meine Probleme mit dem Hauptprotagonisten Ruben Rubeck. Denn was sollte ich von einem Polizisten halten, der fast täglich weit einen über den Durst trinkt, fast täglich zur einer Prostituierten geht, besoffen mit einer Schusswaffe hantiert und dann kein Verfahren erwarten darf? Er einfach so mir nichts, dir nichts eine Undercover-Aktion übernimmt, ohne vorheriges Briefing oder Informationen? Auch wenn ich den Charakter an sich sehr interessant fand – schließlich scheint er mutig und heldenhaft zu sein und obwohl man es gar nicht erwarten würde, auch ein guter Polizist – hat mich die ständige Beschreibung des "knallharten Bullen" doch ein wenig gestört.

Der Plot selbst besteht aus zwei Handlungssträngen – die Gegenwart in Frankfurt und die Vergangenheit im Kosovo. Die Vergangenheit wird bis zum Schluss eher geheimnisvoll gehalten und es wird auch erst am Ende aufgelöst, wie die beiden Handlungsstränge zusammenhängen. Das hat das Verständnis für die Flashbacks zwar ein bisschen erschwert, die Geschichte aber doch spannend gehalten. Die Handlung in der Gegenwart an sich hat mir gut gefallen: Schießerei zwischen Osteuropäern, Tod eines ehemaligen GSG9-Polizisten, Verstrickungen mit dem LKA und eine Undercover-Aktion. Ich fand den Aufbau spannend und einige Szenen sehr actionreich. Ich würde es nicht unbedingt als "Hardcore" bezeichnen, aber unterhaltsam und fesselnd war die Geschichte auf jeden Fall.

Auch wenn ich lange gebraucht habe, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, so mochte ich die pampige Art (ich habe keine Ahnung, wie ich es sonst beschreiben soll – lest die Leseprobe, dann wisst ihr, was ich meine :D) doch sehr gerne. Es wirkte auf mich wie eine Geschichte, die ein Kerl mir am Stammtisch erzählt – nicht besonders anspruchsvoll, aber doch sehr unterhaltend und ein wenig "kumpelhaft". Ich habe mich in die Erzählung integriert gefühlt und habe die Schilderungen neugierig verfolgt. Auch das Cover finde ich toll. Ich finde es ansprechend gestaltet; es macht Lust auf einen guten Thriller.


 
Ich denke, Asphaltseele ist ein Buch, das man mag oder eben nicht. Das Buch hat es mir nicht einfach gemacht, doch die Flashbacks, die Plotidee und der Schreibstil konnte mich doch noch überzeugen, obwohl ich mit allen Komponeten ein bisschen gehadert habe. Zum Schluss ergibt alles einen Sinn, was mir gut gefallen hat. Ein gutes Heyne Hardcore Buch.

 

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Vielen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Rezensionsexemplar!
Habt ihr Asphaltseele schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

 
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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt der Verlagsgruppe Random House.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

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