Knaur | Taschenbuch | 368 Seiten | 1. September 2016 | 978-3-426-51676-8
"Wir müssen alles tun, um diesem Geschenk gerecht zu werden, das wir erhalten haben. Egal, was es bedeutet." // Seite 145
Die Tage, die ich dir
verspreche ist ein Buch, das sowohl ein interessantes, als auch ein
schwieriges Thema behandelt – nämlich Organspende und wie ein
Organempfänger mit diesem doch sehr außergewöhnlichen Geschenk umgeht.
Ich wusste, dass es sich bei diesem Werk um eine bewegende und
emotionale Geschichte handeln würde, doch selten hat mich ein Buch so
nachdenklich und grüblerisch zurückgelassen. Ich habe nie darüber
nachgedacht, wie sich ein Organempfänger fühlt bzw., dass er etwas
anderes empfinden könnte als große Freude und Dankbarkeit. Dass es wohl
auch solche Fälle gibt, die ein Organ als Bürde, große Verantwortung
oder als Zeichen ihrer (eingebildeten) Fehlbarkeit und Schuld sehen,
zeigt das Buch von Lily Oliver sehr gefühlvoll, überzeugend und vor
allem mit Tiefgang.
Der Plot an sich bietet einiges, verläuft in verschiedene Richtungen und immer wenn man diesen "Na, endlich"-Moment hatte, hat sich die Situation wieder in Luft aufgelöst. Ich habe mit Gwen mitgefiebert, habe gehofft, dass sie einen Weg aus ihren Depressionen findet, habe gehofft, dass Noah weiß, was er tut, dass er ihr helfen kann und dass er einen Weg findet, Gwen zu vermitteln, dass Depressionen behandelt werden können, dass sie sich wieder besser und liebenswert fühlen kann; selten habe ich so mitgelitten mit den beiden jungen Hauptprotagonisten, die manchmal mehr Glück, als Verstand hatten. Nicht nur bezüglich der jungen Liebe, die sie beginnen, füreinander zu empfinden, sondern vor allem wegen Gwens Seelenfrieden. Dadurch, dass der Plot aus den Sichtweisen von Gwen und Noah erzählt wird, erfährt man ganz genau, womit sie zu kämpfen haben, was in ihnen vorgeht und wie hilflos sich beide fühlen. Ich hatte eigentlich nicht wirklich mit einem "Happy End" gerechnet und doch habe ich eins bekommen. Auch die Ausschnitte aus dem Internetforum, in dem Gwen sich vor ihrer Transplantation aufgehalten hat, am Anfang eines jeden Kapitels, zeigt die Hoffnung und die Ängste, die Gwen erleben musste – und mit ihr tausend andere, die auf ein Organ warten.
Ich fand durchweg alle Charaktere überzeugend und toll dargestellt. Sie waren sehr durchdacht und tiefgründig und haben die Geschichte somit bestens unterstützt. Gwen war mir teilweise ein bisschen zu naiv (ich wäre niemals auf die Idee gekommen nach der Mail von Noah mich ins Auto zu setzen und durch halb Deutschland zu fahren!), aber sie ist eine junge Frau, überfordert mit der Situation und ihrem Leben, daher konnte ich ihr das verzeihen. Auch Alex und die Katze Miss Sunshine fand ich als Auflockerung der doch sehr tristen Geschichte sehr gelungen.
Der Schreibstil hat es mir ziemlich einfach gemacht, das Buch schnellstmöglich zu beenden. Die Geschichte ist einfach mitreißend und Lily Olivers Worte perfekt gewählt. Durch ihre bildhafte und emotionale Schreibweise habe ich mich mittendrin gefühlt – dadurch leider auch meist etwas hilflos. In vielen Situationen hätte ich vermutlich ähnlich wie Noah reagiert.
Bezügllich des Covers bin ich ein bisschen zwiegespalten: Der dargestellte Mohn ist eine sehr vergängliche Pflanze und wirkt dadurch sehr trist, die grüne Schrift dagegen strahlt jedoch Hoffnung aus. Für mich ist es die perfekte Mischung und könnte die traurige-fröhliche Geschichte nicht besser transportieren.
Die Tage, die ich dir
verspreche ist ein atemberaubendes, ehrliches Buch. Lily Oliver
beschreibt Gwens Geschichte so emotional und tiefgründig, dass ich
richtig mitleiden "musste". Es ist ein wundervolles Werk, das ich jedem
nur empfehlen kann.
Zusatz
Lily Oliver geht in ihrem Nachwort
nochmal besonders auf das Thema Organspende ein, insbesondere auch auf
den Organspendeausweis. Ähnlich wie die Autorin möchte ich niemanden
dazu aufrufen, sich so einen Ausweis anzulegen, da die Entscheidung
jeder für sich selbst treffen muss. Ich habe in meinen jungen Jahren
Gott sei Dank noch kein Organ gebraucht und werde (hoffentlich!) auch
nie eines brauchen, aber es gibt Menschen, die eines benötigen, die
jeden Tag die Hoffnung haben, eins zu bekommen, die um ihr Leben kämpfen
und sich nichts sehnlicher wünschen, als dieses lebensrettende Geschenk
– eine zweite Chance. Den Ausweis gibt es kostenlos, es gibt keinen
großartigen Papierkram; es geht schnell und einfach. Bitte überlegt es
euch. Denn ein einziger Mensch könnte damit sieben Leben retten. Falls
ihr euch jedoch gegen eine Organspende entscheiden solltet, legt euch
trotzdem einen Ausweis zu und kreuzt das entsprechende Kästchen an. Denn
damit könnt ihr euren Angehörigen die elendige Entscheidung in einer
solchen Situationen abnehmen. Informieren könnt ihr euch diesbezüglich
auch auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit.
WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:
Herzlichen Dank an Lovelybooks für den Gewinn des Buches!
Habt ihr Die Tage, die ich dir verspreche schon gelesen?
Oder steht es eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
Habt ihr Die Tage, die ich dir verspreche schon gelesen?
Oder steht es eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem Knaur Verlag.
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Huhu Julia,
AntwortenLöschenden Klappentext finde ich total ansprechend. Allein der Gedanke, dass Organempfänger sich nach dem "Empfang" eben seelisch nicht mehr gut fühlen, ist einfach eine komplett andere Sichtweise. Auch viele andere Aspekte aus dem Klappentext, lassen auf eine sehr originelle, emotionale Geschichte schließen. Deine Rezension bestätigt meine Vermutung in jeder Hinsicht und ich glaube, dass dieses Buch auf meiner Wunschliste ein ganzes Stückchen höher rutschen muss. ^-^
Ganz liebe Grüße
Leni =)
Hallo Leni,
Löschenes ist definitiv ein tolles Buch. Ich kann es voll und ganz empfehlen :)
Liebste Grüße
Julia