Oetinger | Hardcover | 464 Seiten | 22. Mai 2017 | 978-3-86274-928-7 | Stormheart (#1)
"Dann holte sie tief Luft und verabschiedete sich. Von Pavan. Und von Aurora. Denn von jetzt an war sie nur noch Roar." // Seite 168
Reihenfolge der »Stormheart«-Reihe:
Die Rebellin (1)
Die Kämpferin (2)
Die Königin (3)
Blicke dem Sturm in die Seele und finde dein Herz! Von der jungen
Königstochter Aurora wird erwartet, dass sie ihre besonderen Fähigkeiten
nutzt, um ihr Volk vor den zerstörerischen Stürmen zu schützen. Was
keiner weiß: Noch hat Aurora diese Fähigkeiten nicht. Um ihr Geheimnis
zu wahren, scheint eine arrangierte Heirat der einzige Ausweg. Doch
bevor es dazu kommt, flieht sie aus dem Palast und schließt sich einer
Gruppe von Sturmjägern an. Während sie eine ganz besondere Verbindung zu
Stürmen findet, läuft sie Gefahr, ihr Herz zu verlieren.
Der Plot ist definitiv interessant ausgearbeitet und hat mich auch schon beim Lesen des Klappentextes angesprochen. Ich habe circa 50 Seiten gebraucht, um wirklich in das Buch starten zu können. Ich hatte in dieser Zeit Stormheart öfters mal zur Seite gelegt und ein anderes Buch angefangen, weil ich die Einführung ein wenig zu lange fand und es mir zu lange gedauert hat, bis der eigentliche Plot erst wirklich losgeht. Aber was danach kam, hat mich überzeugt. Dabei fand ich es sehr interessant, die Sturmjäger auf ihrer Reise zu begleiten, Auroras Reaktionen zu beobachten und allgemein zu ergründen, wie sich die Geschichte fortführen wird und ob Aurora auch eine Sturmjägerin werden kann.
Die Handlung an sich ist logisch aufgebaut und enthält definitiv mehrere Spannungsbögen, Geheimnisse und Rätsel, die auch nicht alle innerhalb des ersten Bandes aufgeklärt oder gelöst werden. Die Entwicklung hat mir auf jeden Fall gefallen und auch das Ende fand ich grandios umgesetzt. Ich konnte mir vor allem die Endszene lebhaft vorstellen, die Gefühle der Hautprotagonistin nachempfinden und finde den Schluss daher mehr als gelungen. Kritikpunkt für mich war an dieser Stelle die Liebesgeschichte, die ich mir zwar gewünscht habe und dessen Entwicklung ich im Grunde auch mochte, aber mir persönlich ein wenig zu schnell und zu stürmisch anfing. Eine Konzentration auf die eigentlichen Geschehnisse und eine Verlagerung der Liebesgeschichte in den zweiten Band hätte mir da deutlich besser gefallen. Nicht nur, um der Entwicklung der Charaktere nicht im Wege zu stehen, sondern auch, um eben jener Liebesgeschichte einfach mehr Platz zu geben – was ihr meiner Meinung nach aufgrund ihrer Authentizität gut getan hätte.
Aurora soll bei diesem Buch wohl der interessantes Faktor sein und wird auch so grundlegend für den Leser aufbereitet. Nicht nur, dass sie die Königstochter ist und entsprechende Gaben nicht besitzt (die sie aber besitzen sollte), sondern auch der Wechsel zwischen verschiedenen "Persönlichkeiten". Einmal ist sie eine junge, kalte Prinzessin, ein anderes Mal eine gute, einfühlsame Freundin, dann die knallharte Sturmjägerin, dann die gefühlvolle Liebende. Anfangs hat mich das sehr verwirrt, weil ich sie als Hauptprotagonistin nicht wirklich einschätzen konnte, später konnte ich damit allerdings immer besser umgehen. Wie einfach es ihr fällt, in Rollen zu schlüpfen und ihren Charakter schlichtweg interessanter darzustellen, hat mir zunehmend gefallen. Sie entwickelt sich, typisch für die Hautprotagonistin, auch zügig weiter, lernt vieles dazu und lässt sich auch nicht alles von ihren Begleitern gefallen, was sie nicht nur durchweg (durchsetzungs)stark erscheinen ließ, sondern auch selbstbewusst und tollkühn.
Auch wenn mich Aurora im Laufe des Geschichte beeindruckt hat, war es Lock, der mich eingenommen hat, der zu meinem Lieblingscharakter wurde und dessen Handlungsmuster ich auch wesentlich besser verstehen konnte. Er ist der gute Junge in der Geschichte, handelt zwar nicht immer durchschaubar, aber immer zu Auroras besten – einfach, weil er sie mag, weil sie in ihm etwas bewegt. Zusammen mit den anderen Begleitern geben sie ein tolles Team, das sich mehr oder weniger erfolgreich gegen Stürme stellt und Aurora in diesem "Metier" anlernt.
Und auch Cassius, der Gegenspieler von Aurora, fand ich da ein Stück weit interessanter als sie selbst, weil er einfach so abgrundtief gefestigt böse ist, dass er, obwohl ich ihn wirklich nicht mochte, einfach faszinierend wirkt – und trotz seiner bösen Pläne irgendwie noch unter den Pantoffeln seines Vaters steht. Er ist einfach ein Intrigant, den diese Geschichte bitter nötig hat und der mich von Anfang an mit seiner Boshaftigkeit überzeugen konnte.
Der Knackpunkt an meiner Rezension ist allerdings der Grund, warum ich dieses Buch lange Zeit nicht wirklich einzuschätzen wusste. Denn wenn ich all das eruiere, bleibt mir ein toller Plot, eine starke, dennoch steigerungsfähige Handlung, einnehmende, interessante und facettenreiche Charaktere, ein toller, bildreicher Schreibstil und sehr viele Spannungsbögen, aber auch sehr viele ruhige Situationen, in denen sich die Charaktere kennenlernen, einander über ihre Vergangenheiten und Erlebnisse erzählen und lernen sich zu vertrauen. Wenn ich über all das nachdenke, kann ich eigentlich nur sagen, dass mir das gewisse Etwas, der Pfeffer, die Sogwirkung bei diesem Buch gefehlt hat. Leider bietet Stormheart eben jenes für mich nicht. Nicht umsonst habe ich mehr als 10 Tage gebraucht um ein 464 Seiten starkes Buch zu beenden. Ich finde das Werk gut, mir hat es gefallen, aber an dem Page-Turner-Effekt muss die Autorin im nächsten Band meiner Meinung nach noch arbeiten.
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