Bastei Lübbe | Manuskript | 496 Seiten | 25. August 2017 | 978-3404175321
"Doch wenn ich all die alten Fotoalben hervorholen würde, wendet sie in Gedanken ein, wären die Risse trotzdem offensichtlich. Wir sehen keineswegs aus wie eine richtige Familie." // Seite 74
Als Edwina beschließt, das Haus zu verkaufen, in dem sie mehr als
fünfzig Jahre gelebt hat, werden Erinnerungen wach: an jene glücklichen
Tage ihrer ersten großen Liebe und ihre Zeit als junge Mutter. Wehmütig
erinnert sie sich auch an ihren Stiefsohn, dessen Namen sie noch immer
nicht auszusprechen wagt. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen an jene
Nacht, die das Schicksal ihrer Familie bis heute überschattet. Doch
Edwina kennt nicht die ganze Wahrheit - und die wird sie nur erfahren,
wenn sie bereit ist, dem Menschen gegenüberzutreten, den sie niemals
wiedersehen wollte.
Vom Klappentext her ist Die Liebe, die uns bleibt
definitiv ein Buch, das mir hätte gefallen können. Ich lese nicht sehr
oft Familiengeschichten und es ist auch nicht wirklich ein Genre, das
ich bevorzuge, allerdings hatte ich nach meiner Fantasy- und
Jugendbuchphase jetzt auch mal wieder Lust auf was Alltägliches und
Gegenwärtiges und war sehr froh, dass ich dank der Lesejury an der
Leserunde zu diesem Buch teilnehmen durfte. Vom Klappentext her hatte
ich mir eine schöne und spannende Geschichte versprochen, viele
Geheimnisse und Intrigen, lang gehütete Lügen und Dramen, aber mir war
die Ausführung des Plots letztlich ein wenig zu dürftig und ist daher
hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben.
Die Handlung an sich war mir persönlich einfach viel viel zu langatmig. Die Geschichte beginnt nämlich mit Edwina, das "Oberhaupt" der Familie, die aus ihrer Villa ausziehen möchte und beim Aufräumen auf alte Gegenstände und Erinnerung stößt. Ich war zwar in den ersten Kapiteln schon ein wenig gelangweilt, weil Edwina durch das komplette Haus geht und dem Leser zu jedem Zimmer etwas zu erzählen hat, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, eine gewisse unterbewusste Spannung wahrzunehmen. Denn die Erinnerungen und Geheimnisse werden nicht direkt alle auf den Tisch gepackt und genau erläutert, sondern immer nur ganz leicht angedeutet, so dass mir schnell klar wurde, dass Die Liebe, die uns bleibt eigentlich eine sehr weitschweifende und umfassende Geschichte erzählen wird.
Das fand ich auch überhaupt nicht schlimm, denn alleine an Edwinas Erzählungen merkt man schon, dass vieles im Argen liegt, dass sie viel erlebt hat und viel Schmerz und Einsamkeit mit sich herumträgt. Diese Emotionen wurden gerade anfangs auch gut auf mich übertragen, aber je weiter sich die Geschichte entwickelt und je mehr Züge diese annimmt, desto ausschweifender kam mir das alles vor und desto weniger konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen. Natürlich habe ich auch meine Lügen und Intrigen, Dramen und Tragödien, die ich erwartete hatte, bekommen, aber das ganze Drumherum hat mich leider enttäuscht. Ich habe ständig auf den Wow-Moment gewartet, auf irgendwas besonderes, hervorstechendes, aber irgendwie kam da einfach ... nichts. Dazu kommt noch, dass verschiedene Szenen inhaltlich so ausgeschlachtet werden, die ich überhaupt nicht interessant fand und die ich am liebsten geradewegs übersprungen hätte (beispielsweise der Stuhlgang von Ferns Mitbewohnern, wie viel und was Lukas an einem Tag alles in sich hineinschaufeln kann usw.).
Meine größten Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den Charakteren und den Erzählperspektiven. Eigentlich alle Figuren, ausschließlich Edwina, waren mir persönlich einfach viel zu blass dargestellt, viel zu eindimensional und zu wenig tiefgründig. Zwar wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die auch auf ihre eigene Art und Weise zur Geschichte beitragen und wichtig sind, aber keiner von ihnen hat mich wirklich berührt (außer Edwina selbst, die aber leider nach dem Perspektivenwechsel kein eigenes Kapitel mehr bekommt). Was ich wirklich sehr schade fand, denn die verschiedenen Figuren machen durchweg schreckliches durch, erfahren viel Drama in ihrem Leben, müssen mit den verschiedensten Problemen und Tragödien umgehen, was meiner Meinung nach trotz der Menge dessen nicht überladen wirkte. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, was die Autorin denn ihren Charakteren noch alles aufladen will; es ist definitiv glaubwürdig erzählt und überzeugend aufgebaut, aber gerade bei so recht "trockenen" Büchern, die nicht durch große Spannungsmomente, ein großartiges Setting oder Rate-Lust glänzen können, ist die Nähe von den Figuren zum Leser besonders wichtig – und das konnte Jenny Eclair bei mir leider nicht erreichen. Ich will nicht sagen, dass sie mir egal waren, aber besonders mitleiden oder mitfühlen oder mich gar mit ihnen identifizieren konnte ich leider nicht.
Mein zweiter Kritikpunkt, wie oben schon genannt, ist die Auswahl der Erzählperspektiven. Ich verstehe Edwinas Perspektive, in irgendeiner Art auch Ferns Perspektive (die zeitweilige Freundin von Edwinas Sohn Charlie), auch von Lukas (Edwinas Stiefsohn), allerdings hätte ich mir verschiedene andere Sichten dann auch noch gewünscht. Charlie und Rowena, die Kinder von Edwina, kamen dabei meiner Meinung nach viel zu kurz, obwohl sie beide auch schlimmes erlebt haben und für vieles in der Familiendynamik auch verantwortlich sind oder verantwortlich gemacht werden. Der Aufbau des Plots durch die Autorin fand ich irgendwie nicht besonders logisch. Gerade bei dieser Menge an Seiten hätte dem Buch eine Straffung der einzelnen Perspektiven und das Hinzufügen anderer wichtiger Figuren sicher gutgetan.
Für mich persönlich rausgerissen hat es der Schreibstil der Autorin. Ich musste mich anfangs wirklich daran gewöhnen, denn er ist sehr hölzern und ein bisschen "unmodern", aber ihre leichte humorvolle Note hat mir doch sehr gut gefallen, ebenso wie ihre bildhafte Schilderungen. Ein bisschen mehr Gefühl hätte ich mir gewünscht, aber im Großen und Ganzen war ich doch zufrieden damit.
Ein weiterer positiver Punkt war für mich das Ende, was mir gut gefallen hat. Gerade dort merkt man, dass sich verschiedene Charaktere doch entwickelt haben und die Rekapitulation der Erinnerungen und der Geschichte, die jeder für sich selbst durchmachen und nochmal durchdenken musste, hat doch bei dem ein oder anderen zur Einsicht verholfen und mich überzeugen können.
Die Handlung an sich war mir persönlich einfach viel viel zu langatmig. Die Geschichte beginnt nämlich mit Edwina, das "Oberhaupt" der Familie, die aus ihrer Villa ausziehen möchte und beim Aufräumen auf alte Gegenstände und Erinnerung stößt. Ich war zwar in den ersten Kapiteln schon ein wenig gelangweilt, weil Edwina durch das komplette Haus geht und dem Leser zu jedem Zimmer etwas zu erzählen hat, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, eine gewisse unterbewusste Spannung wahrzunehmen. Denn die Erinnerungen und Geheimnisse werden nicht direkt alle auf den Tisch gepackt und genau erläutert, sondern immer nur ganz leicht angedeutet, so dass mir schnell klar wurde, dass Die Liebe, die uns bleibt eigentlich eine sehr weitschweifende und umfassende Geschichte erzählen wird.
Das fand ich auch überhaupt nicht schlimm, denn alleine an Edwinas Erzählungen merkt man schon, dass vieles im Argen liegt, dass sie viel erlebt hat und viel Schmerz und Einsamkeit mit sich herumträgt. Diese Emotionen wurden gerade anfangs auch gut auf mich übertragen, aber je weiter sich die Geschichte entwickelt und je mehr Züge diese annimmt, desto ausschweifender kam mir das alles vor und desto weniger konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen. Natürlich habe ich auch meine Lügen und Intrigen, Dramen und Tragödien, die ich erwartete hatte, bekommen, aber das ganze Drumherum hat mich leider enttäuscht. Ich habe ständig auf den Wow-Moment gewartet, auf irgendwas besonderes, hervorstechendes, aber irgendwie kam da einfach ... nichts. Dazu kommt noch, dass verschiedene Szenen inhaltlich so ausgeschlachtet werden, die ich überhaupt nicht interessant fand und die ich am liebsten geradewegs übersprungen hätte (beispielsweise der Stuhlgang von Ferns Mitbewohnern, wie viel und was Lukas an einem Tag alles in sich hineinschaufeln kann usw.).
Meine größten Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den Charakteren und den Erzählperspektiven. Eigentlich alle Figuren, ausschließlich Edwina, waren mir persönlich einfach viel zu blass dargestellt, viel zu eindimensional und zu wenig tiefgründig. Zwar wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die auch auf ihre eigene Art und Weise zur Geschichte beitragen und wichtig sind, aber keiner von ihnen hat mich wirklich berührt (außer Edwina selbst, die aber leider nach dem Perspektivenwechsel kein eigenes Kapitel mehr bekommt). Was ich wirklich sehr schade fand, denn die verschiedenen Figuren machen durchweg schreckliches durch, erfahren viel Drama in ihrem Leben, müssen mit den verschiedensten Problemen und Tragödien umgehen, was meiner Meinung nach trotz der Menge dessen nicht überladen wirkte. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, was die Autorin denn ihren Charakteren noch alles aufladen will; es ist definitiv glaubwürdig erzählt und überzeugend aufgebaut, aber gerade bei so recht "trockenen" Büchern, die nicht durch große Spannungsmomente, ein großartiges Setting oder Rate-Lust glänzen können, ist die Nähe von den Figuren zum Leser besonders wichtig – und das konnte Jenny Eclair bei mir leider nicht erreichen. Ich will nicht sagen, dass sie mir egal waren, aber besonders mitleiden oder mitfühlen oder mich gar mit ihnen identifizieren konnte ich leider nicht.
Mein zweiter Kritikpunkt, wie oben schon genannt, ist die Auswahl der Erzählperspektiven. Ich verstehe Edwinas Perspektive, in irgendeiner Art auch Ferns Perspektive (die zeitweilige Freundin von Edwinas Sohn Charlie), auch von Lukas (Edwinas Stiefsohn), allerdings hätte ich mir verschiedene andere Sichten dann auch noch gewünscht. Charlie und Rowena, die Kinder von Edwina, kamen dabei meiner Meinung nach viel zu kurz, obwohl sie beide auch schlimmes erlebt haben und für vieles in der Familiendynamik auch verantwortlich sind oder verantwortlich gemacht werden. Der Aufbau des Plots durch die Autorin fand ich irgendwie nicht besonders logisch. Gerade bei dieser Menge an Seiten hätte dem Buch eine Straffung der einzelnen Perspektiven und das Hinzufügen anderer wichtiger Figuren sicher gutgetan.
Für mich persönlich rausgerissen hat es der Schreibstil der Autorin. Ich musste mich anfangs wirklich daran gewöhnen, denn er ist sehr hölzern und ein bisschen "unmodern", aber ihre leichte humorvolle Note hat mir doch sehr gut gefallen, ebenso wie ihre bildhafte Schilderungen. Ein bisschen mehr Gefühl hätte ich mir gewünscht, aber im Großen und Ganzen war ich doch zufrieden damit.
Ein weiterer positiver Punkt war für mich das Ende, was mir gut gefallen hat. Gerade dort merkt man, dass sich verschiedene Charaktere doch entwickelt haben und die Rekapitulation der Erinnerungen und der Geschichte, die jeder für sich selbst durchmachen und nochmal durchdenken musste, hat doch bei dem ein oder anderen zur Einsicht verholfen und mich überzeugen können.
Die
Liebe, die uns bleibt ist leider in fast alle Punkten hinter meinen
Erwartungen zurückgeblieben. Obwohl die Geschichte von der Idee her viel
Potenzial hatte, wurde das meiner Meinung nach nicht wirklich ausgeschöpft, weder beim Aufbau, noch bei der Schilderung der Handlung,
noch bei den Charakteren. Das einzige überzeugende für mich war die
Auflösung am Ende und der Schreibstil. Dieses Buch war leider einfach
nicht meins.
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Vielen Dank an die Lesejury und den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar.
Habt ihr Die Liebe, die uns bleibt schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch eine schöne Restwoche!
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch eine schöne Restwoche!
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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem Bastei Lübbe Verlag.
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