Sonntag, 28. Januar 2018

Rezension | "Zwei Worte vor und eins zurück" von Rainbow Rowell

INK | Broschiert | 416 Seiten | 4. Dezember 2014 | 978-3863960742

"Georgie konnte die Vergangenheit nicht ändern – sie konnte nur mit ihr sprechen." // Seite 297
Georgie weiß, dass ihre Ehe nicht mehr gut läuft. Und sie weiß auch, dass es nicht besser wird, wenn sie Weihnachten getrennt von Neal und ihren beiden Töchtern verbringt. Aber das Jobangebot, das sie erhalten hat, kann sie unmöglich ablehnen. Was folgt, ist die verrückteste, absurdeste, unvorstellbarste Woche in Georgies Leben - eine Woche, die sie alles hinterfragen lässt, was sie über Neal, ihr gemeinsames Leben und ihre Liebe zu wissen glaubte.


Zwei Worte vor und eins zurück habe ich vor einigen Wochen zusammen mit Kerstin bei einem Ausverkauf entdeckt und gleich mitgenommen. Anfangs wusste ich nicht, dass es sich bei dem Buch um das später, anscheinend in einer Neuauflage, erschienene "Landline" handelt, aber irgendwann ist auch bei mir der Groschen gefallen. "Landline" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste, weswegen ich mich natürlich sehr auf die Geschichte gefreut habe.

Zwei Worte vor und eins zurück bzw. Landline hat mich im Allgemeinen aber leider eher ernüchtert zurückgelassen. Ich habe das Buch zwar mehr oder weniger schnell durchgelesen und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, aber ich habe bei der Geschichte mit jeder Seite mehr auf das Besondere gewartet. Kennt ihr das? Wenn ihr ein Buch zuklappt und feststellt, die Geschichte hat euch überhaupt nichts gegeben? Keine Moral, keine besondere Unterhaltung, kein Mehrwert? Ich hatte Zwei Worte vor und eins zurück beendet und mich gefragt, was die Autorin mir mit der Geschichte sagen wollte und wieso sie den Plot so geschrieben hat. Hat die Hauptprotagonistin wirklich ein "magisches" Telefon gebraucht um zu erkennen, dass ihre Familie ihr wichtig ist und dass sie über Weihnachten nicht alleine sein sollte? Hat sie wirklich diese Krise gebraucht, um zu erkennen, wie wichtig die Weihnachtszeit ist und wie sehr ihr Mann sie für ihre Entscheidung, lieber zuhause zu bleiben und zu arbeiten, verurteilt? Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, was dieses "magische" Telefon überhaupt sollte, was es für einen Zweck und Sinn hatte, außer den Rahmen dafür zu bieten, die Gegenwart und die Vergangenheit gleichermaßen zu erzählen.

Außerdem hatte ich so meine Probleme mit den Charakteren wirklich mitzufiebern oder mitzuleiden. Das lag zum einen daran, dass Georgie mir sehr lange unsympathisch erschien und die Autorin bei mir auch den Eindruck vermittelte, dass das auch genauso sein sollte. Sie macht sich sehr oft schlecht, zählt ihre Verfehlungen der letzten Jahre auf und rückt sich selbst in ein schlechtes Licht. Zum anderen lag es daran, dass Neal für mich nicht wie ein eigenständiger Teil der Handlung schien. Es wird ÜBER ihn geschrieben, es gibt auch kleine Dialoge, aber im Großen und Ganzen blieb er mir zu befremdlich und distanziert, als dass ich mich hätte mit ihm identifizieren können – auch wenn ich seine Position in der ganzen Geschichte sehr gut verstanden habe. Ich hätte sehr gerne mehr über ihn erfahren, vor allem über den Gegenwarts-Neal. Dieser blieb leider aufgrund des Vergangenheits-Neal eher im Hintergrund.

Natürlich gibt es auch einige Punkte an dem Buch, die mir gut gefallen haben. Die Plotidee an sich hatte auf jeden Fall Potenzial. Sie hat mir gefallen und stellenweise konnte mich die Autorin damit auch packen. Außerdem mochte ich den Schreibstil von Rainbow Rowell. Gerade am Ende des Buches habe ich mich gefragt, wie sie es geschafft hat, dass ich doch Spaß beim Lesen hatte, obwohl ich mich kaum mit den Charakteren identifizieren konnte und ich den Plot als sehr durcheinander und wenig überzeugend empfand. Außerdem mag ich es, wie Rainbow Rowell in ihren Büchern alle Handlungen sehr realistisch darstellt. Klar, ein magisches Telefon ist nicht realistisch, aber die Eheprobleme, die Georgie und Neal haben, ihr Dilemma und auch Georgies Gefühle fand ich gut dargestellt und authentisch geschildert. Letztlich glaube ich, dass die Autorin mit einem roten Faden in der Geschichte und einem klaren Sinn sehr viel mehr aus der Plotidee hätte rausholen können.

 
In "Zwei Worte vor und eins zurück" geht es um Georgie, deren Ehemann mit den Kindern alleine zu seiner Mutter gefahren ist, nachdem sie beschlossen hat, wegen eines Jobangebots zuhause zu bleiben. Die Stimmung zwischen ihr und Neal ist sehr angespannt, da sie schon zuvor nicht genug Zeit in ihre Ehe investiert hat. Er dagegen hat eventuelle Probleme nicht angesprochen. Nun will Georgie verzweifelt mit ihm reden, um an ihrer Beziehung zu arbeiten, doch seltsamerweise erreicht sie telefonisch nur einen Neal der Vergangenheit, mit dem sie noch nicht einmal verlobt war. Dieses Konzept versprach eine interessante Geschichte und ich war gespannt darauf, was dahinter steckte und ob es Konsequenzen für die Gegenwart haben würde.

Die Autorin hat klar gezeigt, welches Gefühlschaos durch diese ungewöhnliche Situation in der Protagonistin ausgelöst wird. Die Gespräche, die sie und Neal führen, waren gut dargestellt, und die Probleme, die die beiden haben, wurden realistisch geschildert. Mir hat gefallen, dass es Parallelen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gab und die Hauptperson durch die Telefonate etwas über ihre Ehe und auch sich selbst erfahren konnte. Man spürt die ganze Zeit, dass sie ihren Mann liebt, selbst wenn sie ihn zu selbstverständlich nimmt oder er Fehler macht, ungeachtet dessen, dass die Beziehung mittlerweile in einer Krise steckt, die durchaus das Potential hätte, sie zu zerstören. Ich fand es realistisch, dass deutlich gemacht wurde, wie sehr man an seiner Liebe arbeiten muss, wenn man sie behalten möchte, und die Botschaft hinter der Geschichte ist auf jeden Fall wichtig.

Mein Problem mit dem Buch war jedoch, dass mich all das emotional nicht wirklich angesprochen hat. Ich bin mit Georgie nicht richtig warm geworden und konnte ihr Handeln manchmal gar nicht nachvollziehen. Neal ist noch undurchschaubarer, da die Autorin zwar zeigt, was ihn belastet, der Fokus aber auf seiner Frau liegt und sie nicht immer versteht, was in ihm vorgeht. Verstärkt wird das noch dadurch, dass sie den 'Gegenwarts-Neal' nicht erreichen kann und der Leser deshalb genau wie sie im Dunkeln tappt, was seine Gefühlslage betrifft; er ist für mich deshalb ein bisschen blass geblieben. Auch die Entwicklung der Romanze in der Vergangenheit konnte mich nicht richtig berühren, obwohl es schöne Momente zwischen ihnen gibt, vielleicht, weil man ja schon weiß, wie es für die beiden weiter gehen wird. Zudem ist zeitweise nicht viel passiert und die Geschichte kam mir dadurch etwas zäh vor.

Zwei Worte vor und eins zurück ist kein schlechtes Buch, denn es lässt sich aufgrund des Schreibstils sehr gut lesen und es gibt auch einige Stellen, die mich gepackt haben. Aber im Großen und Ganzen betrachtet hat mich der Plot enttäuscht und ich fand es schade, dass ich keinerlei Mehrwert aus dem Buch mitnehmen konnte. Meiner Einschätzung nach ist dieses Werk von Rainbow Rowell ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.


Es fällt mir schwer, "Zwei Worte vor und eins zurück" zu bewerten. Das Buch lässt sich gut lesen, die Ehekrise und die Gefühlslage der Protagonistin sind überzeugend dargestellt und trotz aller Probleme zeigt die Autorin meiner Meinung nach gut, wieso die beiden sich ineinander verliebt und ein gemeinsames Leben aufgebaut haben. Das Ende fand ich ebenfalls überzeugend, aber irgendwie konnte die Geschichte mich nicht richtig packen und es ist mir auch nicht leicht gefallen, Sympathien für die Charaktere aufzubauen. Es ist ein nettes Buch für zwischendurch mit einer an sich recht schönen, realistischen Liebesgeschichte, es hat mich nur nicht mitgerissen.


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Habt ihr Zwei Worte vor und eins zurück schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem INK Verlag.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr beiden,
    schade, dass euch das Buch nicht so richtig mitnehmen, begeistern oder erreichen konnte. Mir hat es bisher gar nichts gesagt, unter beiden Namen nicht. Wenn man es aber eigentlichs chon länger im Auge hat und dann noch in so einer günstigen Gelegenheit in die Hände bekommt und es einem dann irgendwie nicht gefällt, ist es doppelt schade- finde ich.
    Hoffentlich können eure nächsten Bücher euch wieder mehr geben :)
    LG Dana

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    1. Hey,

      ja, es ist schade, dass das Buch uns nicht mehr überzeugen konnte - vor allem, weil ich schon ein anderes Buch der Autorin gelesen hatte, das ich ziemlich gut fand.
      Stimmt, wenn man etwas länger im Auge hat, ist es enttäuschend, wenn es dann nicht so richtig das ist, was man erwartet hat - aber andererseits ist es ja auch besser, als wenn wir den Neupreis dafür bezahlt hätten^^

      Danke, das hoffe ich auch :)
      Liebe Grüße,
      Kerstin

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