Montag, 14. Mai 2018

Rezension | "Constellation – Gegen alle Sterne" von Claudia Gray

cbj | Hardcover | 512 Seiten | 20. November 2017 | 978-3-570-17439-5 | Constellation (#1)

"Abel hat etwas an sich, das fast zu intelligent ist. Zu verständnisvoll. Er ähnelt eher einem Menschen als einer Maschine." // Seite 111
Reihenfolge der »Constellation«-Reihe:

Gegen alle Sterne (1)
In fernen Welten (2)

Er ist programmiert, sie zu töten. Sie ist bereit, ihn zu vernichten. Bis sie sich näher kommen als gedacht …Noemi ist bereit zu sterben, um ihren Planeten gegen die Erde zu verteidigen. Als sie in einem verlassenen Raumschiff nach Hilfe für ihre schwer verletzte Freundin sucht, trifft sie auf Abel, die perfekteste künstliche Intelligenz, die je entwickelt wurde. Er ist programmiert, sie zu töten. Gleichzeitig aber muss Abel dem ranghöchsten Menschen an Bord gehorchen. So gelingt es Noemi, ihm das Geheimnis zu entlocken, das ihren Planeten retten kann. Dafür müsste sie Abel zerstören. Doch Abel sieht nicht nur aus wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Je näher sich die beiden auf der lebensgefährlichen Mission kommen, desto klarer wird Noemi: Er fühlt auch wie ein Mensch. Bald steht er längst nicht mehr nur aus programmiertem Gehorsam zu ihr. Aber ist er wirklich frei, alles für sie zu tun?

Ich finde, Constellation – Gegen alle Sterne ist von vorne bis hinten ein tolles Buch – und das obwohl Science-Fiction nicht unbedingt eines meiner liebsten Genre ist. Trotzdem hat die Autorin ein Werk geschaffen, das einen vielfältigen und abwechslungsreichen Plot bietet und Charaktere hervorbringt, die trotz all ihrer Fehler und Schwächen ausgesprochen faszinierend sind.

Es gibt viele Gründe, warum mir dieses Buch gefallen hat: Zum einen das Ausbleiben hochtechnisierter Vorgänge. Vielleicht ist es ein Vorurteil dem Genre gegenüber, vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall mag ich es nicht, wenn in Büchern mit (Fach-)Begriffen um sich geschmissen wird, die ich trotz meiner jahrelangen Science-Fiction-Seriensucht (Star Trek, Enterprise, Raumschiff Voyager) nicht verstehe. Ich bin so perfektionistisch verlangt, dass ich natürlich direkt wissen muss, was der Autor meint, obwohl sich viele Dinge aus dem Kontext ergeben. Wenn ich dann nachschaue, stört mich das oft in meinem Leserverhalten und meinem Lesefluss. Das war in Constellation Gott sei Dank nicht der Fall. Auch Vorkenntnisse über die Planten ist nicht notwendig – denn diese sind in diesem Buch ganz anders und werden wunderbar erklärt. Das hat es mir sehr leicht gemacht mich auf die eigentliche Handlung zu konzentrieren.

Zum anderen: Die Charaktere. Sei es der Mech Abel, die Kämpferin Noemi, die Verbündete Virginia oder der Bösewicht selbst. Alle sind wahnsinnig toll ausgearbeitet. Obwohl Abel kein Mensch ist (oder gerade weil), habe ich so gerne von seinen "Gefühlen" gelesen. Seine Verwirrung, all die Hoffnungen, die er in seinen Schöpfer steckt, sein positiver Glaube an die Zukunft, seine unglaubliche Loyalität Noemi gegenüber und sein herzzerreißender Schmerz, als er verraten wird, fand ich außergewöhnlich stark. Er ist so herzensgut programmiert, gleichzeitig verlässlich, clever und beschützerisch, dass er sich mit jeder Seite mehr zu meinem Lieblingscharakter in diesem Buch entwickelt hat. Gerade am Ende, als alles gut zu werden scheint, als man ihn austrickst und er nichts ändern kann, hat es mir für ihn so das Herz zerrissen, weil er, obwohl er ein Roboter ist, so menschlich traurig reagiert. Ein Mech, der in der Lage ist, zu weinen, hat mich einfach zerstört.

Aber auch Noemi steht Abel fast in nichts nach. Sie ist wunderbar geschrieben, obwohl sie für mich stellenweise eine zu typische Heldin war. Trotzdem ist sie stark und schlau, ist oft verärgert über ihre menschlichen Grenzen und lernt dem Mech Abel nur langsam zu vertrauen. Gerade die Interaktion zwischen den beiden Hauptfiguren war wunderbar mitanzusehen. Beide waren anfangs sehr skeptisch und vorsichtig, aber die äußeren Umstände bringen sie immer wieder dazu, dass sie an einem Strang ziehen müssen und dass sich im Laufe der Zeit viel mehr als nur eine Partnerschaft zwischen ihnen entwickelt. Und ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, in welche Richtung sich das entwickelt und wer den ersten Schritt machen wird.

Auch die Geschichte und die Handlung sind überzeugend, auch wenn es meiner Meinung nach nicht unbedingt 500 Seiten hätten sein müssen. Hier und da hätte ich mir schon eine Straffung der Ereignisse gewünscht, aber im Gesamten betrachtet ist der Plot sehr abwechlungs- und wendungsreich gestaltet und lässt so einige Spannungsmomente richtig einschlagen. Diese vielschichtige und tiefgründige Ausarbeitung fand ich wirklich toll, so dass ich mich sehr auf den zweiten Band und die neuen Abenteuer von Abel und Noemi freue.

Positiv zu erwähnen bleibt in jedem Fall der Schreibstil. Ich persönlich lese ja am liebsten Bücher mit einer Länge zwischen 300 und 400 Seiten, weswegen mich Werke mit mehr als 500 Seiten meist eher abschrecken. Doch trotzdem: Ich bin einfach so durch dieses Buch geflogen und habe 512 Seiten innerhalb eines Wochenendes weggeputzt. Das lag primär daran, dass erstens die Geschichte so spannend war, zweitens die Beschreibungen des Weltalls, der Planeten und des Raumschiffs so wundervoll greifbar waren und drittens, dass die Charaktere trotz Roboter, trotz Stereotyp-Heldin einfach authentisch und real wirkten. Ganz großes Lob an Claudia Gray und ihren Schreibstil!

Constellation – Gegen alle Sterne ist definitiv ein interessanter Science-Fiction-Auftaktband, der eigentlich in allen Facetten großartig umgesetzt ist. Warum es dann keine 5-Sterne gibt? Mir hat so das gewisse Etwas gefehlt, dieses Bäm-Gefühl, das man hat, wenn man ein absolut vollkommenes Buch zuschlägt. Vielleicht schafft es die Autorin ja beim zweiten Band.


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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Habt ihr Constellation schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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