Dienstag, 22. Mai 2018

Rezension | "Vicious Love" von L.J. Shen

LYX | Broschiert + eBook | 448 Seiten | 27. April 2018 | 978-3736306868 | Sinners of Saint (#1)
Originaltitel: Vicious


"Wenn es um Vicious ging, konnte ich nicht aufhören zu lügen. Anderen etwas vorzumachen, vor allem mir selbst." // Seite 315

Sinners of Saint, Band 1
Defy (Vorgeschichte)
Twisted Love / Ruckus (2)
Scandal Love / Scandalous (3)
Broken Love / Bane (4)

(Verlagsseite)

Emilia LeBlanc traut ihren Augen nicht, als sie nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder Baron "Vicious" Spencer gegenübersteht. Vicious, der ihr das Leben einst zur Hölle gemacht hat. Vicious, der nie nett, immer furchtbar zu ihr war. Vicious, der sie ans andere Ende der USA und weg von ihrer Familie getrieben hat. Vicious, der einzige Mann, den sie je geliebt hat.
Inzwischen ist er ein erfolgreicher Anwalt und leitet mit seinen drei besten Freunden ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen. Emilia, die es kaum schafft, sich und ihre kranke Schwester über die Runden zu bringen, weiß, dass Vicious der letzte Mann ist, den sie jetzt in ihrem Leben gebrauchen kann. Und doch kann sie sich wie damals schon einfach nicht von ihm fernhalten …  

(Verlagsseite)

L. J. Shen lebt mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn und einer faulen Katze in Kalifornien. Wenn sie nicht gerade an ihrem neuesten Roman schreibt, genießt sie gern ein gutes Buch mit einem Glas Wein oder schaut ihre Lieblingsserien auf Netflix.


Hui, Vicious Love hat schon einiges zu bieten, was es mir aber auch nicht leichter gemacht hat, mir eine abschließende Meinung zu diesem Buch zu bilden. Es wurden so viele widersprüchliche und kontroverse Gefühle während des Lesens in mir ausgelöst, dass ich mir – ehrlich gesagt – bis zur letzten Seite nicht wirklich sicher war, mit vielen Sternen ich dies bewerten soll. Ich war immer wieder hin und her gerissen zwischen dieser tollen und spannenden Geschichte, die mich auf keiner einzigen Seite gelangweilt hat, und dem wirklich widerwärtigen Hauptcharakter, den ich nicht wirklich in eine Schublade stecken konnte. Letztlich sind es bei mir vier Sterne geworden. Überzeugen konnten mich nämlich viele Dinge an Vicious Love.

Zum einen war es der Plot. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Buch, das als erotischer Liebesroman vermarktet und so heiß und unterschiedliche diskutiert wird, so viel Inhalt zu bieten hat, so viele unterschiedliche Ereignisse und so viele tiefgründige Handlungsstränge beinhaltet. Einerseits ist da nämlich die Liebesgeschichte zwischen Emilia und Vicious, die alles andere als leicht beginnt und später nahezu im Chaos, das Vicious oftmals gerne hinter sich zurücklässt, versinkt. Andererseits geht es um die Aufarbeitung der Vergangenheit, die Ecken und Kanten der Charaktere, das Überleben in mehr als katastrophalen Lebensumständen und die Suche nach sich selbst. Die verschiedenen Kapitel, sowohl aus Vicious und aus Emilias Sicht, als auch die aus der Vergangenheit und der Gegenwart, geben ein umfassendes und komplexes Bild darüber, was sich alles in 10 Jahren (und auch ein bisschen länger) abgespielt hat und wie sich das alles so verquer und kompliziert entwickeln konnte. Ich finde, die Autorin hat damit eine ganz besondere Art von Spannung erschaffen. Eine, die nicht nur auf erotischen Szenen und einer großartigen Anziehungskraft gründet, sondern auch auf einem zutiefst verletzten, rüpelhaften Charakter und auf schicksalshaften Umständen, in die das Leben uns manchmal einfach hineinzwingt.

Zum anderen waren es schlichtweg die Charaktere. Emilia hat es mir da wunderbar leicht gemacht hat, sie zu mögen. Nicht nur, weil sie ein Opfer von Vicious' Intrigen geworden ist, sondern, weil sie einfach ein netter, herzensguter Mensch ist. Gerade ihr Umgang mit dem männlichen Hauptcharakter hat mir mehrfach gezeigt, dass sie niemals aufgibt und immer das positive im Menschen sieht, aber dass sie gleichzeitig auch stolz und geradlinig ist. Mir war klar, dass sie es nicht auf Dauer schaffen würde, Vicious zu widerstehen, aber das fand ich auch gar nicht schlimm. Es gab mehrere Situationen, in denen sie sich meinen Respekt verdient hat und in denen ich sie bewundert habe – beispielsweise bei Vicious Abgang an den Feiertagen oder ihre Loyalität als Jo am Ende auftaucht.

Vicious hat es mir dagegen gar nicht leicht gemacht – überhaupt nicht! Dabei würde ich nicht mal sagen, dass er ein typischer Bad Boy ist, der rebelliert und die Grenzen anderer gerne austestet. Phasenweise hatte ich wirklich das Gefühl, es geilt ihn ungemein auf, andere zu verletzen, andere wie Dreck zu behandeln und sich wie der Großkotz aufzuführen, für den er sich meistens hält. Wenn man einen Charakter nur aus einer, nämlich dieser egoistischen, widerwärtigen und abscheulichen Perspektive kennenlernt, macht es das dem Leser natürlich super schwer, sich mit ihm abzufinden, ihn zu mögen oder ihn gar als Partner von Emilia zu akzeptieren. Ich kann auch ehrlich nicht sagen, wie die Autorin es letztlich geschafft hat, aber ich denke, dadurch, dass sie immer mal wieder gute und positive Eigenschaften einfließen lässt, dass der Leser immer und jederzeit über die Umstände seiner Vergangenheit informiert wird und dass er ein gefundenes Fressen für jeden Psychiater ist, hat man es gerade am Ende gar nicht mehr so schwer, ihn zu mögen. Wobei mögen vielleicht übertrieben ist. Trotz allem ist er ein sehr stark ausgearbeiteter Charakter, der mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Nicht unbedingt positiv, aber das hat mir vor dem Lesen ja auch niemand versprochen.

Zusätzlich will ich noch ein paar Sätze über die Nebencharaktere verlieren. Denn ich war nicht nur begeistert von Emilias Schwester Rosie, sondern auch von den HotHoles. Ich denke, HotHoles sagt schon einiges über Vicious Freunde aus, aber trotzdem hat es mir gefallen, dass sie – Trent, Jamie und Dean – so stark und erinnerungswürdig eingeführt wurden, dass ich sie mir gut in den Fortsetzungsbänden vorstellen kann. Zumindest Trent, Dean und Rosie werden ihre eigenen Bücher bekommen. Jamies Geschichte wird in dem eShort "Rough Love" aufgegriffen, worauf ich mich schon sehr freue.


Es ist mir schwer gefallen, "Vicious Love" zu bewerten. Dies lag vor allem an Vicious, dem Protagonisten. Er ist ein sehr komplexer Charakter, der zweifellos seine guten Seiten hat, aber insgesamt egoistisch, oft fast schon grausam und alles andere als ein sympathischer Zeitgenosse ist. Mir hat gefallen, dass dies nicht beschönigt wurde und er selbst offen zugibt, nicht umgänglich oder freundlich zu sein. Er hat den Drang, andere zu verletzen, zu zerstören, doch zugleich gibt es Momente, in denen er zeigt, dass er neben Hass und Wut noch andere Emotionen empfinden kann und ihm nicht alles gleichgültig ist.

All diese Aspekte machen ihn zu einem interessanten Charakter, aber mir ist es deshalb sehr schwer gefallen, ihn sympathisch zu finden, obwohl ich auch nicht sagen kann, dass ich ihn gehasst habe oder wollte, dass er am Ende unglücklich ist. Es gab allerdings einige Szenen, in denen ich ihn in Gedanken beschimpft habe, vor allem, was seinen Umgang mit Emilia betrifft. Gleichzeitig hat die Autorin jedoch gezeigt, dass er ihr gegenüber auf seine Art sanft und verletzlich sein kann, und diesen Gegensatz fand ich faszinierend. Zwar ist sein Verhalten immer noch nicht zu entschuldigen, doch da er selbst nicht versucht, sich zu rechtfertigen oder so zu tun, als wäre er jemand anderes, konnte ich damit umgehen.

Die Liebesgeschichte selbst fand ich überzeugend. Mir hat gefallen, dass Emilia sich zwar sehr zu Vicious hingezogen fühlte und er oft seinen Willen bekam, sie aber nicht immer klein beigegeben hat und keineswegs eine passive Person war, die sich alles hat bieten lassen. Sie ist selbst charakterstark und die beiden ergänzen sich in vielen Aspekten gut. Natürlich knistert es gewaltig und die Chemie zwischen ihnen stimmt von Anfang an, doch Shen hat auch die komplizierten, widersprüchlichen Gefühle, die beide haben, sehr gut und echt dargestellt, sodass die ganze Bandbreite von Hass zu Liebe glaubwürdig war. Der Leser selbst ist ebenfalls hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dass die beiden einander endlich näher kommen, und der Wut auf das immer mal wieder unglaubliche Verhalten des Protagonisten, sodass man nachvollziehen kann, was in Emilia vor sich geht und wieso sie manchmal unverständlich agiert.

 
Es gibt einige Punkte, die ich an Vicious Love mochte und die mich in jedem Fall dazu bringen werden, die Reihe weiterzuverfolgen. Ich kann die negative Kritik an diesem Buch verstehen und auch, dass viele Leser mit Vicious in keinster Weise klarkamen. Ich persönlich habe das allerdings gar nicht so eng gesehen, weil ich ausdrucksstarke – ja, auch manchmal schwierige – Charaktere sehr gerne mag. Zusätzlich bietet die Geschichte einiges an Handlung und konnte mich durchweg unterhalten. Für mich sind dies auf jeden Fall Gründe, Vicious Love zu mögen und den anderen Büchern dieser Reihe eine Chance zu geben.


Ich hatte wie bereits erwähnt ein paar Probleme damit, wie Vicious handelte und gerade mit den Menschen umging, die ihm nahe standen, doch trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Die Figuren waren vielschichtig und ihre Beziehung zueinander komplex, was mir gefallen hat, und ich fand gut, dass die Geschichte selbst deutlich macht, dass das Verhalten des Protagonisten nicht gerechtfertigt ist. Deshalb habe ich letztlich vier Sterne vergeben.


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Herzlichen Dank
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... an den Verlag für das Leseexemplar.
Kennt ihr das Buch schon?
Wenn ja, wie hat es euch gefallen?
Wir wünschen euch noch einen schönen Tag :)

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